Projekteise 2025: Christian Weis und Stefan Merten, die zusammen die Geschäfte der Steyler Bank-Stiftung führen, besuchen zurzeit Hilfsprojekte der Steyler Missionare in Botswana. In kurzen Tagebucheinträgen berichten sie über ihre Erfahrungen vor Ort. Dabei besuchten sie Steyler Wirkungsstätten an vielen Orten.
"Nach Zwischenstopp in Südafrika fliegen wir weiter nach Gaborone in Botswana. Dort treffen wir das erste Mal auf unsere Steyler Familie, genauer gesagt auf Pater Tomasz Trojan SVD. Wir hatten erst ein paar Bedenken, ob wir uns am Flughafen erkennen würden. Der Steyler Missionar muss darüber schmunzeln: „Ihr seid die einzigen beiden mit heller Haut, die ausgestiegen sind.“
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg nach Kasane, dem Hauptziel unserer Projektreise (morgen mehr dazu). Unterwegs legen wir kurze Zwischenstopps an Steyler Wirkungsstätten ein:
Begegnungen auf der Durchreise
In Sebina werden wir herzlich von Pater Charles begrüßt. Er leitet eine kleine Pfarrei, zu der auch eine Grundschule gehört. Wir lernen ein Ehepaar mit zwei kleinen Kindern kennen, die in einem Nebengebäude wohnen. Sie helfen dem Steyler Missionar, die Gebäude in Schuss zu halten. Obwohl wir nur kurz da sind, ist es ein herzliches Miteinander.
Nächster Halt ist in Tutume, wo Pater Sławomir Więcek für das örtliche Schulzentrum verantwortlich ist. 83 Kinder und Jugendliche lernen hier fürs Leben. Außerdem bauen die Steyler ein neues Missionshaus mit Räumen für Zusammenkünfte und Gespräche. Auch hier fühlen wir uns sofort wohl, können aber wieder nur kurz bleiben.
Im Dunkeln kommen wir schließlich in Kasane an, wo uns der indonesische Missionar Pater Kowot Udjan aus Indonesien herzlich willkommen heißt. In den nächsten Tagen werden wir viel tiefer in die Projektarbeit der Steyler eintauchen."
"Heute ist unser erster Tag in Kasane. Die Steyler Schulen, die wir auf unserer Anreise gesehen haben, haben sich gar nicht so sehr von zuhause unterschieden. Doch spätestens heute sind wir in einer anderen Welt angekommen. Das Haus der Steyler Missionare steht mitten in einem Armenviertel.
Das Haus hat ein Walmdach, aber keine Zimmerdecken. Von oben kommt allerhand Getier und Staub herunter. Zu zweit teilen wir uns ein kleines Zimmer. Und genauso alt und ärmlich, wie das Haus ist, passt es in die Umgebung. Denn so leben die Menschen hier: in kleinen Häusern aus Stein, die meisten kleiner als eine Standard-Garage in Deutschland. Vier bis sechs Personen teilen sich ein solches Haus. Sie nutzen Gemeinschafts-Toiletten und -Duschen, die jeweils am Ende der Häuserreihe stehen.
Die Menschen vertrauen den Steylern
Pater Udjan macht mit uns einen Spaziergang durch das Viertel. Überall wird er freundlich gegrüßt, Menschen kommen mit Problemen auf ihn zu. Er berichtet uns, dass es ein vergessener Ort ist. Die Straßenbeleuchtung ist kaputt, was die Sicherheit weiter sinken lässt, es gibt keinen Spielplatz für die Kinder, überall liegt Unrat herum. In den meisten Fällen wohnen dort Kinder mit einem Elternteil. Manchmal bedingt durch einen Sterbefall, manchmal weil die Väter "away forever" sind. Es gibt wenig Perspektiven.
Immer eine offene Tür
Pater Udjan hilft, wo er kann: durch Gespräche und Vermittlung bei Konflikten, manchmal aber auch bei finanziellen Nöten. Er erzählt, dass oft Familien an seine Tür klopfen und um Unterstützung bitten: Ein Kind ist krank und muss zum Arzt, die Familie hat aber kein Geld. Oder ein Kind braucht neue Schuhe. Sehr oft ist schlicht kein Geld für Essen da. Wir überlegen: Vielleicht wäre dies ein Projekt für unsere Weihnachtsaktion… Schon mit wenigen Euro kann Pater Udjan viel bewegen.
Alleinerziehendenden den Rücken frei halten
Wichtig ist, die Rahmenbedingungen zu ändern, damit die Menschen sich selbst helfen können. Pater Udjan hat zum Beispiel eine Betreuung für die Kinder arrangiert. Das ist wichtig, denn viele Menschen sind alleinerziehend. Wenn sie arbeiten gehen, würden die Kinder sonst allein bleiben. Pater Udjan hat daher eine Art "Kindergarten" für die ganz Kleinen eingerichtet. Nachmittags kommen die älteren Kinder dazu, die aus der Schule kommen. Es geht im darum, den Kindern eine Bleibe und eine feste Struktur anzubieten, bis die Mütter wieder daheim sind.
Es ist einfach eine beklemmende Situation. Mittags, nach der Sonntagsmesse stehen kleine Kinder vor dem Haus. Jeder weiß, dass sie Hunger haben. Die Mütter arbeiten bis zum Abend. Die Kinder haben kein Frühstück und kein Mittagessen bekommen. Pater Udjan organisiert eine großen Kanne Limonade und ein paar Kleinigkeiten zu essen.
Mit Safari-Booten das Einkommen verbessern
Nachmittags haben wir die Gelegenheit, uns ein weiteres Steyler Projekt vor Ort anzuschauen. Kasane befindet sich direkt an der Grenze zu Namibia und Simbabwe, es ist eine Region mit vielen Touristen. Die Steyler haben am angrenzenden Fluss zwei Safari-Boote gekauft und vermieten diese für einen kleinen Preis an bedürftige Familien. Die Familien befördern mit den Booten Touristen und verdienen sich ihren Lebensunterhalt. Dabei achten die Steyler Missionare darauf, dass die Beteiligten einen Bootsführerschein haben und eine Versicherung vorliegt.
Wir hatten die große Ehre, als Gäste auf einem der beiden Boote mitzufahren. Es war ein tolles Erlebnis. Wir konnten sehr nah am Boot Tiere aus dem Reservat sehen und einen unglaublichen Sonnenuntergang beobachten."
Am heutigen Tag können wir den Schultag in Kasane kennenlernen. Für uns ist es aufgrund des Alters eher ein Vorschulalltag. Die 25 Kinder sind zwischen drei und fünf Jahren alt. Um 8:45 Uhr frühstücken sie gemeinsam. Zwei Lehrerinnen gehen mit den Kindern in die Outdoor-Klasse, wo die Schülerinnen und Schüler mit sehr viel Freude erst einmal spielen.
Alle Kinder machen große Augen, als sie uns sehen. Jedoch gibt es keine Berührungsängste und der „High Five“-Wettbewerb ist ausgerufen. Die Kinderaugen strahlen und sie haben großen Spaß. Die Schule dient hauptsächlich dem Zweck, den Kindern einen sichern und behüteten Platz zu geben, während ihre Mütter arbeiten. Mittags gibt es für alle ein stärkendes Mittagessen, nachmittags werden die Kinder nach und nach von ihren Eltern abgeholt.
Morgen steht die Rückreise nach Francistown an. Außerdem werden eine von den Steylern bewirtschafte Farm besuchen.
In Francistown befindet sich das Haupthaus der Steyler in Botswana, das sogenannte Provincial House. Auf unserer Rückreise von Kasane legten wir nach rund fünf Stunden Fahrt einen Stopp dort ein. Wir wurden vom Financial Treasurer, Pater Racumu, herzlich empfangen.
Die Welt isst zu Mittag
Am Mittagstisch konnten wir erneut die internationale Vielfalt der Steyler Missionare erleben: Es saßen folgende Nationen zusammen – Argentinien, Polen, Madagaskar, Ghana und Deutschland. Ein lebendiges Beispiel dafür, wie die Steyler Menschen aus aller Welt verbinden.
Die Steyler Farm soll weiter wachsen
Nach dem Mittagessen erhielten wir eine Führung durch die kleine Steyler Farm, die direkt auf dem Gelände des Provinzialates liegt. Seit einigen Jahren werden hier Gemüsearten wie Zwiebeln, Tomaten, Gurken, Zuckermais, Bohnen und Maniok angebaut.
Künftig sollen hier auch Champignons und Brokkoli wachsen. Ein entsprechender Raum für die Champignons ist bereits größtenteils fertiggestellt. Aktuell kümmern sich vier Gärtner um die Saat und die Pflege der Pflanzen. Die Missionare wollen zudem die Farm erweitern. Die bestehenden Freiflächen wollen sie künftige für einen kleinen Bauernhof mit Hühnern, Schweinen und Kühen zu nutzen.
Win-Win für alle Beteiligten
Die Steyler nutzen einen Teil der Ernte für die Selbstversorgung, während der Überschuss in der Region verkauft wird. Die vier Gärtner erhalten ein verlässliches Einkommen für ihre Familien – eine echte Win-Win-Situation für alle. Es bleibt spannend, wie sich dieses Projekt in den kommenden Jahren weiterentwickelt.
Unsere Mission “Sprudelwasser”
Botswana hat in den Supermärkten fast alles, was wir aus Europa kennen, manchmal sogar die gleichen Marken. Nur eins ist so gut wie nicht zu finden: Sprudelwasser! Nach dem Besuch einiger Getränkeläden und dem Versuch, Schweppes als Ersatz anzubieten, wurden wir schließlich im Supermarkt “Spar” fündig. Cleverer weise haben wir das Regal kurzerhand leer gekauft – mit ca. sechs Flaschen konnten wir beruhigt den letzten Abend in Kasane genießen und die Heimreise am nächsten Tag antreten. Leider gibt es kein Bildmaterial – wir hatten alle Hände voll mit dem kostbaren Gut.
Heute ist unser letzter Tag vor Ort: Wir nutzen den Vormittag für einen Besuch der St. Arnold’s English Medium Catholic Primary School. Die Schule von Pater Tomasz liegt direkt gegenüber dem Haus der Steyler Missionare in Tonota nahe Francistown. Vor einigen Jahren wurde sie als „Beste Grundschule des Landes“ ausgezeichnet. Plätze sind hier heiß begehrt. Wir haben in den vergangenen Jahren mit Hilfe vieler Stifter und Spender den Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes finanziert, das kurz vor der Fertigstellung steht. 270.000 Euro aus einer Sonderausschüttung der Steyler Bank-Stiftung flossen in das Projekt.
Verwaltungstrakt ist bisher ein Provisorium
Zwar kann man einwenden, dass man einen erhöhten Verwaltungsaufwand nicht unbedingt mit einem größeren Verwaltungsgebäude beantworten muss. Doch als Pater Tomasz uns die örtlichen Begebenheiten zeigt, sehen wir, dass die Investition sinnvoll und gut war. Die aktuellen Räume für die Schulverwaltung, die Lehrer und den Direktor sind nur durch Trockenbauwände voneinander getrennt. Eine Decke haben die Räume nicht. Daher kann jedes Gespräch des Direktors mitgehört werden. Auch die Ergebnisse der Lehrerkonferenzen müssen gar nicht mehr verkündet werden.
Das neue Verwaltungsgebäude umfasst zwei Büros für die Verwaltung, eines für den Direktor und ein Lehrerzimmer. Dazu ist Platz für die Schulbibliothek und Computerräume vorgesehen. Auch ein Raum für Gespräche mit den Eltern sowie Sanitärräume wurde eingeplant. Das alte Verwaltungsgebäude wird nach dem Umzug umgestaltet und bietet Platz für weitere Klassen.
Ein Fest für die Gäste
Pater Tomasz und sein Team bereiten uns einen herzlichen Empfang. Die Schüler haben kleine Auftritte vorbereitet, es wird gesungen, getanzt und gelacht. Es ist für uns schön zu sehen, dass wir mit vielen kleinen Spenden etwas so Großes erreichen konnten. Wir nehmen die Dankbarkeit der Kinder mit vielen fröhlichen Fotos mit nach Hause.
Übrigens, auf der Facebook-Seite der Schule haben die Steyler Missionare sogar einen kleinen Video-Clip von unserem Besuch eingestellt. Zu sehen sind zwei Schülerinnen, die einen kurzen Text auf Englisch, Französisch und Deutsch vortragen. (https://www.facebook.com/2007starnold/)
Vieles erlebt, das berührt
Voller positiver Eindrücke und schöner Erinnerungen machen wir uns auf die Heimreise. Dankbar für viele gute Begegnungen mit den Menschen in Botswana. Von Francistown fliegen wir mit einem Zwischenstopp in Garbarone nach Johannesburg. Dort nehmen wir den Flieger nach Frankfurt, wo wir glücklich und etwas erschöpft ankommen. In wenigen Tagen haben wir viele Stationen besucht, an denen die Steyler Missionare wirken. Ihr Engagement, immer angepasst an die Lebenssituation vor Ort, hat uns beeindruckt. Wie überall auf der Welt, sind die Missionare ganz nah bei den Menschen. Und zwar besonders bei den Menschen, die einen schweren Stand im Leben haben. Die Stifter und Spender der Steyler Bank-Stiftung können nicht jede Härte nehmen, aber doch einiges bewirken. Auch dafür sind wir dankbar.