Viele Köche verbessern das Rating: Dialog mit Rational AG

2023 haben wir die Rational AG zur Probe in unser nachhaltiges Anlageuniversum aufgenommen. Wir nennen den Status "Unternehmen mit Potenzial", er gilt bis zu drei Jahre. Im Optimalfall verbessern Unternehmen ihr Nachhaltigkeitsrating in dieser Zeit so, dass es unseren Richtlinien entspricht. Der Rational AG, die Geräte für Profiküchen herstellt, ist dies gelungen. Wir fragten Stefan Arnold, Head of Investor Relations, was Rational heute besser macht. Und natürlich wollten wir wissen, was der Dialog mit unseren Nachhaltigkeitsexperten dazu beitragen konnte.

Stefan Arnold, Head of Investor Relations der Rational AG

Stefan Arnold, Head of Investor Relations der Rational AG

        Herr Arnold, waren Sie überrascht, als Sie vor gut zwei Jahren einen Brief der Steyler Ethik Bank erhielten, in dem es um Ihr Nachhaltigkeitsrating ging?

Stefan Arnold: Ich kannte die Steyler Ethik Bank zu diesem Zeitpunkt nicht, aber überrascht war ich nicht. Es gab schon zuvor Dialoge mit Investoren zu Nachhaltigkeitsthemen. Seit etwa 2013 hatten wir auch Kontakt mit Ratingagenturen für Nachhaltigkeit. Wir waren daher bereits Nachfragen gewohnt. Wir beobachten, dass sich ein kleiner Teil der Investoren intensiv mit Nachhaltigkeitsthemen befasst. Um einiges größer ist die Gruppe von Investoren, die den Themenbereich als Hygienefaktor betrachtet. Sie definieren Mindeststandards für Investments, die nicht gerissen werden dürfen, interessieren sich darüber hinaus aber nicht so stark für inhaltliche Fragen.

        Wer waren diese Investoren, mit denen Sie im Austausch standen? 

Ein starkes Interesse haben wir beispielsweise bei französischen Investoren festgestellt, denen eine gute Umweltperformance, zufriedene Mitarbeiter und eine gute Kundenzufriedenheit wichtig waren. Diese Gruppe hat auch sehr geschätzt, dass wir viel mit Behindertenwerkstätten zusammenarbeiten. Für einen Schweizer Investor war dagegen speziell die Frauenquote im Management ein wichtiges Thema. 

        Und wie liefen solche Dialoge ab?

Solche Dialoge können sehr unterschiedlich sein. Einige setzen auf einen längerfristigen Dialog und wollen einfach sehen, dass wir uns als Unternehmen kontinuierlich verbessern. Andere kommen mit Forderungen und Ultimaten auf uns zu. Nach dem Motto: Wenn nächstes Jahr keine Frau im Aufsichtsrat ist, fliegt ihr aus unserem Anlageuniversum. In vielen Fällen bekommen wir einfach Fragebögen zugeschickt, ein direktes Gespräch findet gar nicht statt.

        Was stört Sie an Fragebögen?

Fragebögen sind oft mit geschlossenen Fragen versehen und lassen keinen Raum für Ausführungen, sodass wichtige Aspekte nicht zur Sprache kommen. Ich hatte vor wenigen Tagen ein Gespräch mit einem schwedischen Investor, der erstaunt war, dass unser Rating einer großen Agentur eher schlecht war. Er kritisierte die Ratingagenturen mit den Worten: „Sie gehen nicht den letzten Schritt, um die relevanten Informationen zu bekommen. Dabei zahlen wir viel Geld für diese Ratings.“ Das liegt genau an solchen starren Fragebögen und fehlendem Austausch. Zu oft kommen die Agenturen zu dem Schluss „keine Information verfügbar“. Das schlägt sich dann negativ im Rating nieder. 

        Können Sie ein Beispiel nennen?

Gerne. Ein wichtiger Punkt ist für viele das Thema Recycling. Wir bieten unseren Kunden die Altgeräterücknahme an. Aber zum Teil haben die Ratingagenturen diese Informationen nicht gefunden. Andere kritisieren, dass so wenige Geräte von uns tatsächlich recycelt werden. Dazu muss man wissen, dass Kunden bis zu 500 Euro für alte Geräte aufgrund des Edelstahlwerts bekommen können. Natürlich geben sie die Geräte dann nicht an uns zurück, sondern an ein Entsorgungsunternehmen. 

        Wie bewerten Sie den Dialog mit der Steyler Ethik Bank? 

Als sehr angenehm. Wir hatten das Gefühl, dass uns gemeinsame Werte verbinden: etwa der Einsatz für den Schutz der Umwelt oder soziale Themen. Positiv war, dass Sie uns eben keine standardisierten Fragebögen geschickt haben, sondern an einem echten Austausch interessiert waren. Unter anderem fanden mehrere persönliche Gespräche per Video-Call statt.

      Mittlerweile hat sich Ihr ISS-Rating stark verbessert. ISS ESG ist ja die Agentur, von der die Steyler Ethik Bank ihre Daten bezieht. Was waren die entscheidenden Faktoren?

Sehr positiv wird natürlich im Rating bewertet, dass wir mittlerweile eine Frau im Aufsichtsrat haben. Und zwar eine hoch qualifizierte Aufsichtsrätin, die auch die Branche sehr gut kennt. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist, dass wir einfach viel mehr Informationen bereitstellen. 

Der Austausch mit nachhaltig orientieren Investoren wie der Steyler Ethik Bank hat uns dabei geholfen, unsere Transparenz zu verbessern. So wurden wir beispielsweise gefragt, warum unsere Bewertung bei Arbeitsbedingungen so schlecht sei. Das könne bei einem Unternehmen, das in Deutschland produziert, doch gar nicht sein. Die meisten Dinge sind da, man muss sie nur kommunizieren. Daran arbeiten wir. Zuletzt fiel zum Beispiel auf, dass unsere ISO-Standards auf der Website nicht zu finden sind, was wir nun ändern wollen.

        Sie haben vorhin die Arbeitsweise von Ratingagenturen kritisiert. Wie bewerten Sie das Vorgehen von ISS ESG?

Mit ISS findet ein guter Austausch statt. Die Agentur schickt den Unternehmen einen vorläufigen Bericht und gibt ihnen so die Möglichkeit zu Kommentaren. Auf diesem Weg kann man zum Beispiel Missverständnisse wie beim oben genannten Beispiel Recycling ausräumen. Dieses Feedback spiegelt sich auch in den Ergebnissen wider. Bei manchen Anbietern laufen unsere Rückmeldungen dagegen ins Leere, da haben wir irgendwann aufgegeben.

        Durch die Verbesserung des ISS-Ratings wurde Rational dauerhaft in das investierbare Universum der Steyler Fair Invest-Fonds aufgenommen. Hilft Ihnen das bessere Rating auch gegenüber anderen Investoren und/oder Stakeholdern?

Ratings sind wichtig, weil sich viele Investoren blind auf diese Einschätzungen verlassen. Wenn diese zu Unrecht schlecht ausfallen, ist man nicht in deren Anlageuniversum, obwohl es eigentlich möglich wäre.

        Wie ist Rational heute beim Thema Nachhaltigkeit aufgestellt?

Wir haben mittlerweile ein Team von vier Personen, das sich mit der Nachhaltigkeitskommunikation und dem Reporting befasst. Auch das Risikomanagement gehört zu ihren Aufgaben. Wir haben uns also entsprechend den zunehmenden regulatorischen Anforderungen kontinuierlich verstärkt.

        Was sind Ihre Ziele als Unternehmen bezogen auf Nachhaltigkeitsthemen?

Wir wollen uns stetig verbessern. Wir haben zum Beispiel gerade eine große Praxisstudie zum Thema Wasser- und Energieverbrauch gemacht. Gemeinsam mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und dem AXA-Konzern konnten wir zeigen, dass es gerade in der Gastronomie möglich ist, noch mehr wertvolle Ressourcen zu sparen. Und das Gute daran ist, neben dem positiven Umwelteinfluss zahlt sich das für Kunden auch finanziell aus.

        Wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Über das Unternehmen 

Die RATIONAL-Gruppe ist der weltweite Markt- und Technologieführer für die thermische Speisenzubereitung in Profiküchen. Das 1973 gegründete Unternehmen aus Landsberg am Lech beschäftigt mehr als 2.800 Mitarbeiter, davon mehr als 1.500 in Deutschland. Seit dem Börsengang im Jahr 2000 ist RATIONAL im Prime Standard der Deutschen Börse gelistet und heute im MDAX vertreten. Oberstes Ziel des Unternehmens ist es, seinen Kunden stets den höchstmöglichen Nutzen zu bieten.