„Ich stelle mein Handeln in den Dienst der nächsten Generation“

Alexander Mozer lenkt seit Januar die Geschicke des Steyler Fair Invest - Equities. In der Fondsbranche hat sich der ehemalige Ökoworld-Manager einen Namen gemacht. Über Jahre ist es ihm gelungen, wirtschaftlichen Erfolg mit Nachhaltigkeit zu verbinden. Im ersten Teil unseres Interviews spricht der Fondsberater über seinen Werdegang.

Herr Mozer, Sie haben sehr erfolgreiche Jahre als Fondsmanager in Festanstellung hinter sich. Warum reizt es sie, mit der Selbstständigkeit nun persönlich ins Risiko zu gehen?

Als Unternehmer hat man Gestaltungsfreiräume und kann – im Idealfall – die eigenen Vorstellungen umsetzen, neue Wege beschreiten und Entwicklungen mitgestalten. Das war für mich die große Motivation, aus der heraus ich mich für den Schritt in die Selbstständigkeit entschied. Mit Risiko hat man zudem im Leben immer auf ganz unterschiedliche Art und Weise zu tun. Ich persönlich empfinde den Schritt in die Selbstständigkeit eher als große Chance, da ich daran glaube, dass sehr viele Menschen an einer sympathischen, überzeugenden Verknüpfung von Ökonomie und Ökologie interessiert sind.

Würden Sie sogar sagen, die Eigenverantwortung ist der größte Pluspunkt?

Ja, das ist genau der Kern. Mir hat es bereits bei meinen vorherigen Arbeitgebern viel Spaß gemacht, Dinge voranzutreiben – gerne auch mal abseits des Mainstreams. Wichtig bei der Nutzung der entstehenden Entscheidungsspielräume ist für mich, dass ich verantwortungsvoll mit der neuen Freiheit umgehe und diese dosiert, also an den richtigen Stellen, einsetze. Man darf sich dabei nicht verlieren.

Mit Ihrer rezooM Capital GmbH kooperieren Sie mit der Spezialisten-Boutique SQUAD Fonds. Welche Unterstützung erhalten Sie von dort, wie darf man sich die praktische Zusammenarbeit vorstellen?

Das Team rund um Squad besteht aus hochkompetenten Spezialisten. Das hat mich dazu bewogen, die Kooperation als wichtigen Rahmen für mein Unternehmen zu wählen. Ich erhalte Unterstützung bei allen wichtigen Themen, also von der Unternehmensgründung über die Konzeption und Auflage von Investmentfonds bis hin zu rechtlichen und vertrieblichen Fragen. Im Gegenzug profitiert Squad natürlich auch von meiner Kapitalmarktexpertise und meinem Track Record im Management von nachhaltigen Investmentprodukten. In kurzen Worten würde ich sagen: Es ist ein bisschen wie Topf und Deckel – passt einfach gut zusammen.

Wenn Sie auf Ihre beruflichen Anfänge zurückblicken: Welches hervorstechende Merkmal verbinden Sie mit großen Investmenthäusern?

Das ist eine sehr gute Frage, über die ich mir viele Gedanken gemacht habe, als ich begonnen habe, mich umzuorientieren. Einerseits kann man in großen Investmenthäusern auf eine breite Basis an Expertise zurückgreifen. Andererseits wird diese häufig falsch gebündelt und in der Folge nicht ausgeschöpft.

Als Angestellter genießen Sie eine gewisse Sicherheit: Es muss schon viel passieren, bis einer „der Großen“ in eine wirkliche Schieflage gerät. Allerdings erkauft man sich die Sicherheit durch einige Nachteile. In der Regel trifft man auf unglaublich schwierige und vor allem politische Entscheidungswege, die das Vorwärtskommen und die erforderliche Flexibilität massiv behindern. Man weiß auch bei vielen Themen, die in den Vordergrund geschoben werden, oft nicht, ob es wirklich um die Sache geht oder um persönliche Vorlieben der Entscheidungsträger.

Mit der Größe nehmen also Komplexität und Schwerfälligkeit zu …

Ja, letztendlich vergleiche ich gerne die großen Investmenthäuser mit dem überholten Modell der Kaufhäuser. Klar, man bekommt vieles, und die Qualität ist manchmal auch nicht schlecht. Der Kunde wird aber über kurz oder lang von einem Spezialisten aus verschiedenen Gründen deutlich besser profitieren. Sei es bei der Fokussierung, der Qualität oder einfach nur der Ernsthaftigkeit – die ja gerade bei nachhaltigen Anlagen das A und O für ein Investment sein muss.

Sie haben sich sehr früh für Wertpapiere begeistert, plaudern Sie doch mal aus dem Nähkästchen.

Begonnen hat eigentlich alles mit einem unerklärlichen Faible für Zahlen, das mir in die Wiege gelegt wurde. Bereits im Kindergarten mussten sich die Betreuerinnen teils komplexe Rechenaufgaben überlegen. Als ich dann die Zahlenkolumnen der Börsenkurse in der heimischen Tageszeitung gesehen habe, war mein Interesse geweckt. Es folgten erste Investments (bei denen ich leider Schiffbruch erlitten habe) und Referate über Geld und Aktienmärkte. Dabei habe ich mich auch mit dem einen oder anderen „Börsenguru“ beschäftigt. Schließlich mündete das in einem Studium mit den Schwerpunkten Bank und Börse sowie Wirtschaftspsychologie und zu guter Letzt dem Berufsstart als Aktienanalyst.

Das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit kam erst deutlich später. Wie kam es dazu?

Das kann man als Entwicklungsprozess bezeichnen. In meinem Elternhaus war das Thema Nachhaltigkeit meistens mit dem Satz: „Junge, mach das Licht aus, das kostet Geld“ beendet. Als ich die Verantwortung für mein erstes Team im Jahr 2005 bei der DEKA Investment übernahm, begann das Interesse zu wachsen. Ich war damals für Small- und Mid-Caps sowie Unternehmen aus Osteuropa, dem mittleren Osten und Afrika verantwortlich. Nach und nach stellte ich mir die Frage, ob die reine Fokussierung auf finanzielle Aspekte bei der Geldanlage nicht viel zu kurz greift. Aus meiner Sicht wurde zu dieser Zeit die Wirkungsintensität von Geld unterschätzt. Ich hatte damals auch schon die Idee, dieses Thema in spezialisierten Fonds umzusetzen, bin aber zu diesem Zeitpunkt auf taube Ohren gestoßen.

Wie darf man sich einen Wechsel zu Ökoworld vorstellen, gerade was das Arbeitsumfeld betrifft?

Eine Investmentstrategie steht und fällt immer mit den Personen, die sie umsetzen. Ich habe bei Ökoworld mit großartigen Kollegen zusammengearbeitet, mit denen ich gemeinsam über die Zeit ein – wie ich finde – sehr spannendes Investmentportfolio aufgebaut habe. Wichtig war für mich von Beginn an die Ernsthaftigkeit, mit der man sich dem komplexen Thema ethisch-ökologisches Investieren widmet. Insofern bin ich auf eine sehr gute Plattform gestoßen. Bei Ökoworld werden keine konventionellen Produkte angeboten, und auch der Gründer steht mit seinem Namen für die Inhalte gerade. Was das tägliche Arbeiten anbelangt, ist es so gewesen, dass sich alle sehr intensiv und mit viel Herzblut in die Produkte eingebracht haben, was entsprechend zu einer hohen Identifikation und Authentizität führte.  

Ökoworld ist ein Pionier der nachhaltigen Geldanlage. Die Geschichte der Steyler Ethik Bank in Bezug auf ethisch-nachhaltige Kriterien für Finanzgeschäfte reicht sogar noch weiter zurück, konkret bis ins Jahr 1964, also dem Gründungsjahr der Bank. Spielte das für Sie eine große Rolle, als Sie das Beratungsmandat für den Steyler Aktienfonds übernommen haben?

Auf jeden Fall. Auch bei der Marke Steyler Fair Invest steht es völlig außer Frage, dass die definierten Inhalte nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch konsequent Eingang in das zusammengestellte Investmentuniversum finden. Das ist die wesentliche Grundlage, um den Kunden ein ehrliches Produkt anbieten zu können. Speziell in Zeiten, in denen sich Jedermann als nachhaltig bezeichnet, ist dieser authentische Rahmen wichtig für den Kunden. In meinem Unternehmen, rezooM Capital, lege ich den Fokus ausschließlich auf zukunftsfähige Produkte. Daher war klar, dass ich nur Mandate managen werde, die in dieselbe Kerbe schlagen.

Nach zwölf Jahren bei Ökoworld kann man sagen, dass sie zu den bekanntesten Gesichtern der nachhaltigen Finanzbranche zählen. Beeinflusst Sie das auch in ihrem privaten Umfeld?

Na ja, wie das so ist. Wenn Sie meine Kinder fragen würden, dann hat sich aus ihrer Sicht sicherlich nichts verändert (schmunzelt). Im Bekanntenkreis war und ist man sehr angetan davon, dass ich meine Fähigkeiten konsequent in die richtige Richtung gelenkt habe. Speziell am Anfang, ich rede über das Jahr 2011, gab es viele Mitstreiter aus der Finanzindustrie, die meinen Schritt zu Ökoworld nicht verstanden haben. Heute hat sich auch deren Meinung stark verändert.

Genauso wie der Beruf oft aufs Private abfärbt, passiert das auch umgekehrt. Sie sind dreifacher Vater: Spielt das für Ihr Bekenntnis zu nachhaltigen Geldanlagen eine große Rolle?

Tatsächlich war es so, dass meine Frau gerade mit dem ersten Kind schwanger war, als die Entscheidung anstand, ob ich den Schritt zu Ökoworld machen soll. Ich kann mich gut daran erinnern, dass das damals schon einen Einfluss hatte. Heute in meinem eigenen Unternehmen steht klar an erster Stelle, dass ich mein Handeln in den Dienst der nächsten Generationen stelle. Insofern darf man sich auch von einem für die nachhaltige Geldanlage schweren Jahr 2022, in dem auf einmal Rüstung und Atomkraft als „nachhaltig“ bezeichnet wurden, nicht entmutigen lassen. Im Gegenteil: Geld eine sinnvolle Richtung zu geben, ist in unserer heutigen Zeit wichtiger denn je.

Was sind aus Ihrer persönlichen Sicht die größten Erfolge als Fondsmanager, worauf sind Sie also besonders stolz?

Die Zeit bei der Deka Investment, also von 2005 bis 2008, in der wir für unsere Produkte viele Auszeichnungen bekommen haben, war schon besonders. Das hat mich geprägt, auch, was die Entwicklung meines Investmentansatzes anbelangt. Allerdings hat damals die inhaltliche Ausrichtung noch nicht gepasst. Es folgte die gemeinsame Reise mit Ökoworld. Auf dieser konnten wir zeigen, dass sich Nachhaltigkeit und eine gute Rendite nicht widersprechen, sondern sogar gut zusammenpassen. Rückblickend ist das sicherlich der Abschnitt, auf den ich besonders stolz bin.

Wir danken Ihnen für das Gespräch.

 

Im zweiten Teil des Interviews, das wir im kommenden Newsletter veröffentlichen, sprechen wir mit Alexander Mozer über seine Investmentideen für den Steyler Aktienfonds.