Die Steyler Fair und Nachhaltig-Fonds haben Anglo American, den weltweit größten Produzenten von Platin, aus ihrem Anlage-Universum ausgeschlossen. Eigene Recherchen hatten ergeben, dass der internationale Bergbauriese massiv gegen Arbeitsrechte verstößt und zudem in mehreren Ländern schwerwiegende Umweltschäden verursacht.
Bei der Auswahl besonders nachhaltiger Unternehmen für die Steyler Fondsfamilie verlässt sich der Ethik-Anlagerat nicht allein auf Ratings. Nachdem schwerwiegende Vorwürfe gegen Anglo American bekannt wurden, bat der Ethik-Anlagerat seine Ethik-Scouts um Aufklärung. Die Steyler Ethik-Scouts, ein weltweites Netzwerk von Steyler Missionaren und Missionsschwestern, bestätigten daraufhin unmissverständlich den negativen Eindruck. Demnach zählt Anglo American zwar auf dem Papier zu den Vorreitern von Nachhaltigkeit, ist tatsächlich aber für schwere Umweltschäden und ausbeuterische Arbeitspraktiken verantwortlich. Noch am selben Tag, an dem die Entscheider über die Recherchen der Ethik-Scouts informiert wurden, trennten sich die Steyler Fonds von sämtlichen Anteilen. Zudem schlossen sie Anglo American offiziell aus dem Anlage-Universum aus.
Sklaven-ähnliche Arbeitsbedingungen und Umweltverschmutzung
In der Kritik steht Anglo American unter anderem wegen einem Großprojekt im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Dort ist das Unternehmen am Bau einer 525 Kilometer langen Erzpipeline beteiligt. Dabei handelt es sich um Röhren, durch die zerkleinertes Erzgestein mit Wasserdruck gepresst werden soll. Beim Bau der Erzpipeline sollen unter anderem Flüsse verseucht werden. Zudem stellte das brasilianische Arbeitsministerium fest, dass mehrere hundert Arbeiter unter rechtswidrigen und menschenunwürdigen Bedingungen beschäftigt werden. Die Arbeiter, unter ihnen auch illegale Einwanderer, mussten an manchen Tagen bis zu 20 Stunden arbeiten. Eine Gruppe von Arbeitern kam über einen Zeitraum von einem halben Jahr auf 200 Überstunden im Monat.
Differenzierte Bewertung bei Bergbau-Unternehmen erforderlich
Die Steyler Fondsfamilie folgt dem sogenannten Best-in-Class-Ansatz und investiert somit in Firmen, die als Nachhaltigkeitsvorreiter ihrer Branche gelten. Dadurch sollen Unternehmen aller Wirtschaftsbereiche ermutigt werden, sich für ökologische und soziale Nachhaltigkeit einzusetzen.
Vor allem der Tagebau verursacht in vielen Ländern Lateinamerikas, Afrikas und Asiens große Probleme. Dennoch plant der Ethik-Anlagerat nicht, einzelne Branchen auszuschließen, - auch nicht die Bergbau-Branche. Stattdessen will das Gremium in enger Abstimmung mit der Rating-Agentur oekom research neue Prüfmethoden entwickeln. Künftig will man Verstöße gegen Menschen-, Arbeitsrechte, sowie Umweltverstöße noch differenzierter berücksichtigen.