Für die Fachtagung zum runden Geburtstag des Steyler Aktienfonds war Wien der ideale Ort. Schließlich war hier vor zehn Jahren auch verkündet worden, dass die Steyler Ethik Bank als Fondsinitiator ihren ersten nachhaltigen Publikumsfonds auf den Weg bringt. Auch die rege Beteiligung – rund 70 Teilnehmende waren ins Kardinal-König-Haus gekommen – sprach eine klare Sprache: Nachhaltiges Investment ist in Österreich bei institutionellen Investoren hoch angesehen.
Norbert Wolf, Geschäftsführer der Steyler Ethik Bank und zugleich Leiter der Steyler Fair Invest, blickte zu Beginn auf die Entwicklungen der letzten zehn Jahre zurück. Mit dem „Steyler Fair Invest - Equities“ positionierte man sich zu einer Zeitals Vorreiter, in der Nachhaltigkeit im Finanzbereich noch ein Nischenthema war. So gab es anfangs auch Vorbehalte professioneller Investoren, wie Wolf betonte. „Wir haben uns aber nicht beirren lassen und sind heute stolz auf unseren Nachhaltigkeitsfonds, welcher der erste Fonds war, der eine zertifizierte CO2-Bilanz veröffentlichte.“
Ein besonderer Auftrag
Norbert Wolf nutzte seinen Vortrag, um auf den besonderen Auftrag der Steyler Ethik Bank hinzuweisen. Diese habe seit ihrer Gründung im Jahr 1964 die Aufgabe, die soziale Arbeit ihrer Gründer, der Steyler Missionare, zu unterstützen. „Die Steyler gehen zu den Menschen, die Unterstützung am meisten benötigen. Dahin, wo es am meisten schmerzt. Sie sind bei den Straßenkindern, ermöglichen mit ihren Schulen auch Kindern und Jugendlichen aus armen Familien Bildung. Zudem betreiben sie viele Krankenhäuser.“ Daher gehen die Gewinne der Steyler Ethik Bank sowie der Steyler Fair Invest zu 100 Prozent an internationale Projekte des Ordens, der in 80 Ländern tätig ist.
Die Steyler Ethik Bank stehe für eine Geldanlage nach ethischen und nachhaltigen Kriterien, die den Menschen dient. „Legen wir daher unser Geld nicht gleichgültig an, sondern so, dass die Welt lebenswert bleibt“, appellierte Wolf.
Spannungen aushalten
Dass Geld und Gewinne durchaus auch kritisch beäugt werden, führte der Steyler Missionar Pater Stephan Dähler aus. Als Provinzial ist er für die Ordensbrüder in Österreich und weiteren Ländern verantwortlich. „Oft werden wir gefragt: Das Armutsgelübde des Ordens und eine Bank – wie geht das zusammen?“ Pater Dähler beschrieb Geld als ein Hilfsmittel, das zum Leben gehört, aber auch einen „korrekten Umgang“ erfordert. Das Ringen um den richtigen Umgang mit dem „schnöden Mammon“ habe im Christentum eine lange Tradition. Es gehe nicht um das Auflösen der Gegensätze, sondern um das Aushalten eines Spannungsbogens. Stephan Dähler zitierte dazu die Heilige Teresa von Avila mit den Worten: „Das Geld ist der Kot des Teufels, zunächst etwas Miserables, wenn aber daraus Dünger wird, geschieht viel Gutes.“
Anschließend stellte Oliver Müller, Senior Institutional Sales Manager, die Produkte und Dienstleistungen der Steyler Fair Invest vor. Beginnend bei den Anfängen der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft, erläuterte er den Steyler Nachhaltigkeitsansatz. Anschließend arbeitete er konsequent heraus, was die Steyler Fair Invest als Lotse für Nachhaltigkeit für ihre Partnerinnen und Partner leistet. Einer dieser Partner ist Franz Wurzinger, Vermögensberater der Top Ten Investment Consulting. Er stellte das Faire Dividenden Portfolio vor, welche zusammen mit Steyler Fair Invest entwickelt wurde.
Es bleibt viel zu tun
Zum Schluss kamen die Referenten mit dem Publikum ins Gespräch. Verstärkt wurde die Runde durch Dr. Klaus Gabriel, Mitglied des Beirates der Steyler Bank. Das Motto der Diskussion: „Wie lassen sich Wirtschaft und Weltrettung miteinander versöhnen?“ Das klang ein wenig wie der bekannte Popsong „Nur noch kurz die Welt retten“, war aber durchaus ernst gemeint. Selbstverständlich ging keiner der Referenten davon aus, dass sich die Weltrettung quasi im Vorbeigehen durch nachhaltige Regeln des Investments erreichen lässt. Aber dennoch kamen viele spannende Aspekte zur Sprache. Das war auch ein Verdienst der Fragen und Beiträge aus dem Publikum, die durch kontroverse Standpunkte zu einer guten Diskussion führten.
Dass längst nicht alles perfekt ist und es weiterhin Entwicklungspotenzial gibt, steht außer Frage. Aber mit zehn Jahren hat man auch gerade erste die Grundschule absolviert. Freuen wir uns auf das nächste Jubiläum!
Samuel Drempetic